Dienstag, 12. Januar 2010

Neujahrsfeier?!

Schon vor einigen Tagen hatte ich vor, einen Blogeintrag ueber das Neujahrsfest in Japan zu schreiben, waere nicht unser Laptop kaputt gegangen und haette viele wichtigen Daten mit in den Tod gerissen. Da es sich selbst fuer meine Gasteltern schwer ohne Internet auskommen laesst, griffen wir auf die einzige Notloesung zurueck: einen Laptop von Okaasans Arbeit. Dieser ist ungefaehr 12 Jahre jung, mit dem nagelneuen Windows 2000 ausgestattet und gibt unaufhoerlich das Geraeusch einer aktiven Kreissaege von sich. Dazu kommt, dass er nur ueber einen USB-Anschluss verfuegt, der nicht einmal meine externe Festplatte erkennt, weshalb ich diesem Blogeintrag leider keine Fotos hinzufuegen kann.

Neujahr. In Japan. Ist ja sicherlich spannend, oder? Falsch! Um es von vornerein zu sagen, das war das langweiligste Neujahrsfest, was ich je erleben durfte. Doch erstmal von Vorne: Am 30. Dezember kam meine Schwester zu Besuch, um bis zum 2. Januar bei uns zu uebernachten. Am selben Tag fuhren wir in ein Onsen-Hotel und liessen es uns dort bis zum naechsten Tag gut gehen. Nach unserer Rueckkehr vom Hotel war Okaasan schon mit Essen machen beschaeftigt, zu Neujahr gibt es in Japan naemlich das so genannte Osechi-Essen.
Das ist eine Vielfalt von Essen, welches in kleinen, stapelbaren Kaestchen (aus Holz koennen die durchaus 700 Euro kosten) schoen hergerichtet wird. Die Zutaten variieren, aber die meiner Meinung nach haeufigsten Zutaten sind: schwarze Bohnen (ab und zu mit Blattgold verziert), zusammengerolltes Omelette, rohe Garnelen und eine Art Salat aus Mohrueben und japanischen Gemuesesorten. Das sind zumindest die Zutaten, die ich am meisten gesehen habe. Bei den Speisen steht eindeutig Zucker im Vordergrund, d.h. die Bohnen waren suess, das Omelette war suess....Natuerlich gab es auch nicht gezuckerte Speisen, aber ca. die Haelfte aller Speisen war suess, wie es anscheinend auch Tradition ist. Das Osechi wird am Neujahrsmorgen gegessen, wir entschieden uns aber, es gegen Mittag zu essen. Am 31. werden traditionell Toshikoshi-Soba, das wuerde wortwoertlich soviel heissen wie "Jahrueberschreitungs-Nudeln", gegessen. Soweit ich weiss, werden sie zu Neujahr nicht irgendwie veraendert, waren also wie ueblich sehr lecker.
Am 1. Januar sind wir traditionsgemaess zu einem Tempel gegangen und haben dort fuer ein gutes neues Jahr, aehm, gebetet? Jedenfalls sind wir dann noch Omikuji kaufen gegangen, das sind kleine Orakelzettel, die einem von grossem Glueck bis grossem Unglueck ein paar Dinge, z.B. Liebe, Arbeit, usw. prophezeihen. Waehrend Meine Gastfamilie und ich nur "Halbes Glueck" hatten, hat meine Schwester gleich "grosses Glueck" erwischt! Nach unserem Schreinbesuch sind wir wieder nach Hause gewandert und mehr gibt es eigentlich auch nicht zu erzaehlen. Japanisches Neujahr wurde mir oft als ruhig geschildert. Ich kann bestaetigen, ja es ist ruhig, fuer meinen Geschmack zu ruhig. Alle Laeden haben zu, jeder ist bei seiner Familie und ansonsten passiert einfach nichts, absolut nichts. Da muss ich knallhart sagen, dass ich die deutsche Feuerwerksvariante besser finde!

Samstag letzte Woche traten meine Gasteltern und ich unsere vorerst letzte gemeinsame Reise an. Das Ziel war Kyushu, die suedlichste der vier japanischen Hauptinseln. Im Flieger erlebten wir auch gleich die erste Ueberraschung: mein Homeroomteacher sass mit seiner Familie in der Reihe vor uns! Nach unserem Zwischenstopp in Tokyo schossen wir noch ein paar Fotos und dann trennten sich unsere Wege auch schon. Doch nun wieder zu Kyushu! Da ich mich sehr fuer japanische Architektur begeistere, war unsere Reiseroute auch hauptsaechlich darauf, d.h. auf japanische Schloesser, ausgelegt. Am ersten Tag schauten wir uns das Kitsuki-Schloss, das kleinste Schloss Japans an! Es hat dafuer aber eine laengere Tradition als die meisten anderen Schloesser und war zwar schlicht, aber schoen. Danach fuhren wir in eine Stadt namens Beppu, welche beruehmt ist fuer die vielen Onsens dort. Und tatsaechlich, wohin ich auch schaute, ueberall stieg schneeweisser, fuer Onsens typischer Dampf aus Gaessen oder von Daechern auf. Im Hotel gab es beim Abendessen viel zu lachen. Es gibt zwei Dinge, die mein Gastvater nicht essen kann. Das erste ist: Zwiebel. Er kann den Geschmack ueberhaupt nicht leiden, isst es aber dann und wann, wenn es in Brot oder aehnlichem verarbeitet ist. Das zweite ist: Krabbe. Er liebt den Geschmack, hat aber leider eine Allergie dagegen. Unsere erste Vorspeise waren zwei verschiedene Fischsorten auf sehr, sehr vielen rohen Zwiebeln serviert. War schon leicht erheiternd, aber die Zwiebeln hat er dann einfach auf meinen Teller geschoben. Das zweite Gericht war eine Krabbensuppe, nachdem der Kellner weg war musste ich spontan anfangen zu lachen, genau wie Okaasan. Wir fragten uns, was wohl als naechstes kommen wuerde, etwa Krabbe mit Zwiebeln gefuellt? Das Hauptgericht war ein Rindersteak und sehr zu meiner Freude, serviert in Zwiebelsauce. Ich kaempfte wirklich sehr mit mir, nicht waehrend der Servierung in riesiges Gelaechter auszubrechen. Otousan hats mit Humor genommen, genauer gesagt kamen sowohl ihm, als auch mir vor lauter Lachen Traenen in die Augen.

Am naechsten Tag, Sonntag, machten wir eine lange Autofahrt nach Kumamoto, um das dortige Schloss zu besichtigen. Es ist wirklich gigantisch! Meterhohe Mauern, ein relativ grosses Gelaende und am tollsten sind die weissen Dachziegel der Gebaeude um das Schloss herum. Anschliessend fuhren wir zu einem nahegelegen, aktiven Vulkan, fuhren anschliessend wieder zurueck in die Stadt und schlenderten ein bisschen in den Arkaden rum. Das Hotel war gluecklicherweise im japanischen Stil (laesst sich besser schlafen) und am Montagmorgen mussten wir auch schon frueh in den Flieger zurueck nach Obihiro steigen. Nach vielen Reisen mit meiner Gastfamilie ist nun auch die letze vorueber, ich muss sagen, sie waren alle sehr, sehr toll!!

Morgen beginnt wieder die Schule und ich habe meine Abschlussfeier, d.h. ich werde eine Abschiedsrede halten und vermutlich meine Schuluniform geschenkt bekommen. Obwohl es noch ein ganzes Weilchen bis zu meiner Abreise hin ist, wird die ganze Zeremonie morgen abgehalten und ich bin jetzt schon sehr aufgeregt!
Wenn es Zeit und Laune des Computers hier erlauben, schaff ich es vielleicht sogar noch vor
meiner Rueckreise einen neuen Eintrag zu schreiben. Bis dahin,

dein Jonathan

Freitag, 25. Dezember 2009

Merii Kurisumasu

Um es einfach mal auf Japanisch zu sagen. Oft wurde ich schon gefragt "Wie wird Weihnachten in Japan gefeiert?", oder "Feiert man Weihnachten ueberhaupt in Japan?". Das sind durchaus berechtigte Fragen, denn schliesslich ist Weihnachten ein christliches Fest, was nicht heisst, dass es in Japan nicht viele Christen gibt. Um eine spontane Antwort darauf zu geben: Ja! Es wird auch in Japan gefeiert. Das ganze unterscheidet sich natuerlich von Familie zu Familie und ich werde dir jetzt einfach mein Weihnachtserlebnis darlegen.

Bereits Anfang November konnten hier die ersten Weihnachtsdekorationen gekauft werden und die Mehrheit der Baeume war mit Lichterketten beschmueckt. Ein bisschen frueh, dachte ich mir. Ab Dezember ging der Weihnachtsrummel dann richtig los, wenn auch ein bisschen gelassener, als in Deutschland. Weihnachten wird hier besonders bei Familien mit kleinen Kindern gefeiert, ich bezweifle, dass es einen Weihnachtsbaum gibt, aber zumindest der Teil mit den Geschenken ist definitv vorhanden. Ausserdem legen gut die Haelfte aller "Weihnachtsfeiernden" die Bescherung auf den 23. Dezember, denn das ist der Geburtstag des amtierenden Kaisers und somit nationaler Feiertag. Der 24. ist naemlich ein normaler Tag wie jeder andere. Aber nicht nur bei Familien mit kleinen Kindern, sondern auch bei Familien mit Jugendlichen, gibt es oft das traditionelle, japanische "Weihnachtsessen". Hierbei handelt es sich naemlich um Huehnchen und das eigentlich interessante an japanischem Weihnachten: eine Weihnachtstorte!
Vermutlich seit hier Weihnachten eingefuehrt wurde, ist es von praktisch allen groesseren Suesswarenherstellern Brauch (oft auch kleinere Laeden), mindestens eine Weihnachtstorte in das Verkaufssortiment aufzunehmen. Die Mehrheit der Torten besteht groesstenteils aus Sahne und das Thema Erdbeere spielt auch eine wichtige Rolle. Die Dekorationen sind einfach sagenhaft, genau wie der Preis. Fuer eine Torte mit 18cm Durchmesser, kommt man in Laeden in Tokyo nicht unter 30 Euro weg und einen Euro fuer eine unreife Erdbeere, das ist ein Luxus, den man sich schonmal leisten sollte. Da Lob ich mir Obihiro, welches bekannt fuer seine billigen Suessigkeiten ist, die obendrauf geschmacklich mindestens genau so hochwertig sind, wie die in Tokyo!
Rokkatei (mein Lieblingsladen) hat natuerlich auch, wie jedes Jahr, seine eigene Tortenkollektion rausgebracht. Mit grossen Augen konnte ich meine Gasteltern dazu ueberreden, eine fuer Weihnachten zu bestellen. Denn eigentlich feiern meine Gasteltern gar keine Weihnachten, genauer genommen haben sie es noch nie gemacht. Dieses Jahr machten sie eine Ausnahme, z.T. weil ich drum gebeten habe. Wir entschieden uns nicht fuer eine der Sahnetorten, sondern nahmen eine schoene Schokotorte mit 15 cm Durchmesser, sind ja schliesslich nur drei Leute. Voila, 15 Euro, echt schoen und natuerlich suuuper lecker! Vor diesem Dessert sind wir auswaerts Abendessen gegangen.
Das Restaurant war ein kleines, neues Gebaeude inmitten der Stadt. Ich habe es vorher noch nie gesehen und Okaasan und Otousan kannten es auch nur vom Hoerensagen. Wir hatten offenbar eine Reservierung, setzten uns, bestellten Getraenke und das wars. Ploetzlich kam die erste Vorspeise, anscheinend wurde sogar schon unser Menue bestellt. Kaum waren wir fertig, kam auch schon die naechste Vorspeise. Danach die dritte. Anschliessend die vierte. Die zwei Hauptspeisen wurden von einfach perfekten Desserts abgeschlossen! Waehrend des Essens konnte ich herausfinden, dass Otousan das ganze gar nicht reserviert hatte. Genauer genommen, hatte das ein Freund von ihm reserviert, der vor wenigen Jahren noch als reichster Mann von Hokkaido galt und hier wohl des oefteren essen gehe. Dieses Mal musste er aber ploetzlich nach Sapporo und hat Otousan die Reservierung ueberlassen, die Rechnung ging aber auf seine Kosten. Das Menue, das wir assen, stand nicht mal auf der Speisekarte. Von Entenleber bis Trueffelcreme-Sosse ueber Blattgold, unglaublich leckere Speisen, von Anfang bis Ende! Anschliessend stellte sich heraus, dass unser Menue pro Person 45 Euro kostete, was bei den Zutaten letztendlich nicht besonders verwunderlich war. Dieses Jahr gab es ein Weihnachtsessen der etwas anderen Art.

Okaasan machte schon einige Tage vorher Andeutungen, dass ich mir diverse Suessigkeiten von Rokkatei nicht kaufen sollte, weil ich die eventuell vom Weihnachtsmann bekommen koennte. Da es echt doof gewaesen waere, ihnen nichts zu Weihnachten zu schenken, waehrend sie hier schon so viel fuer mich getan haben, habe ich ein Weilchen nachgedacht, was ich den beiden ueberhaupt schenken koennte. Dieses Jahr hatten sie sich zum ersten Mal einen Adventskalender gekauft, der uebrigens bis zum 25. geht, und da sie so viel Spass daran hatte, dachte ich: "Dann bastel ich einfach einen fuer naechstes Jahr!" Heute Morgen hing ploetzlich eine grosse Weihnachtssocke an meiner Tuerklinke, gefuellt mit, wer haette es geahnt, Suessigkeiten von Rokkatei! Bevor ich mein Geschenk oeffnete, habe ich den beiden noch das Geschenk "vom deutschen Weihnachtsmann" uebergeben. Die vier Stunden Arbeit, die mich der Kalendar gekostet hat, haben sich wirklich gelohnt, denn damit konnte ich den beiden eine grosse Freude machen, womit mein Ziel auch schon erreicht war. Der Kalendar wird bis zum uebernaechsten Jahr das Wohnzimmer schmuecken.

Fazit: Japaner feiern Weihnachten, wenn auch meiner Meinung nach der christliche Hintergrund eine unbedeutende Rolle spielt. Ich hatte meine ersten Weihnachten ohne Familie, was zwar auch ganz schoen war, aber zu Hause ist es eben doch am besten!
Vor wenigen Wochen hatte ich endlich den grossen Japanisch-Test, fuer den ich soviel gelernt habe. Verglichen mit dem Test vom letzten Jahr kam er mir um einiges schwerer vor und ehrlich gesagt, zweifle ich dadran, ihn bestanden zu haben. Aber, es ist nicht unmoeglich! Das Ergebnis wird mir Mitte Februar mitgeteilt, bis dahin heisst es abwarten und gruenen Tee trinken.
Die Winterferien haben angefangen und der Schnee liegt nun auch schon seit einigen Wochen rum, was sich bis zu meiner Abreise vermutlich nicht aendern wird. Trotz Ferien habe ich natuerlich Volleyballtraining und gehe wie gewohnt bei bis zu -20 Grad 70 Minuten zu Fuss zur Schule. Mittlerweile habe ich mich an die Kaelte gewoehnt und empfinde -10 Grad alles andere als kalt?! Zurueck nehme ich immer den Bus, weil es sonst zu spaet werden wuerde.
Vor wenigen Tagen kam mein Homeroom-Teacher zu mir und meinte, dass meine Schule zwei Abschiedsfeiern fuer mich machen wird! Eine wird vermutlich vor der ganzen Schule sein, wo ich natuerlich auch eine Rede halten soll (Wie soll ich das nur bis zum 13. Januar schaffen?!). Die zweite wird klassenintern, genaueres dazu weiss ich aber noch nicht. Ausserdem darf ich mir etwas wuenschen, es sollte bloss nicht zu teuer sein. Ich wuerde mir ja gerne die Schuluniform wuenschen, aber 300 Euro ist wohl eher ein bisschen zu viel. Ich bin gespannt!
Zu guter letzt: Ich mache noch eine Reise mit meinen Gasteltern! Damit haben sie mir einen (weiteren) grossen Wunsch erfuellt. Unser Reiseziel ist Kyushu, eine der vier Hauptinseln. Wo genau wir dort im Januar herumreisen werden, ist noch nicht geplant.
Bald ist Neujahr, Zeit, neue Traditionen Japans kennenzulernen. Bis zum naechsten Eintrag wuensche ich dir erstmal Frohe Weihnachten und gleich noch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2010!
Dein Jonathan

Freitag, 27. November 2009

Treffen sich ein gruenes Brot und ein Tiger...

Wie in Berlin finden auch hier in Obihiro wieder Klausuren statt und da ich wieder nur die Klausuren schreiben muss, die ich schreiben will, habe ich heute einfach mal frei. Gestern habe ich den Englisch-Test geschrieben, am Montag kommt japanische Lyrik und am Dienstag wieder Englisch, Englisch und japanische Lyrik ist der einzige Unterricht, in dem ich aufpasse, denn meistens lerne ich selbststaendig Japanisch!

Vor wenigen Wochen hatte ich mich mit Nathalie bei der AFS-Bezirksleiterin (Fr. Baba) getroffen, um Brot zu backen. Zopf, um genauer zu sein. Als Rezept haben wir das naechstbeste aus dem Internet genommen und Zutaten, die es hier nicht gibt, durch irgendwas anderes ergaenzt. Da sie anscheinend genau so wenig Brot backen kann wie ich, war das Brot zwar ziemlich lecker, aber von Zopf keine Spur. Trotzdem ist es bei allen gut angekommen. Auf Grund grosser Nachfrage von Klassenkameraden meiner Schule und derer Nathalies, entschieden wir uns, letzte Woche einfach nochmal zu backen, diesmal nicht nur Brot, sondern auch Kekse! Dan und Ohana wollten ebenfalls mitbacken und wir mieteten uns eine grosse Kueche, liessen uns die Zutaten kaufen und dann ging es letzten Sonntag auch schon los.
Da wir ein Zeitlimit hatten, entschieden wir uns, alles separat zu backen, ich war fuer den Zopf und Nathalie fuer das Gebaeck zustaendig, die anderen beiden haben immer hier und da ausgeholfen. Alles in allem verwendete ich die selben Zutaten wie vom letzten "Zopf", nur dass ich diesmal noch etwas Maccha hinzufuegte. Maccha ist eigentlich ein saftig gruener Tee, der recht bitter schmeckt und auch nicht gerade wenig kostet. Zum einen gibt es Maccha als Tee, zum anderen auch als Pulver, welches man z.B. in Lebensmittel macht, um sie mit diesem wunderbaren Gruen zu faerben oder ihnen tatsaechlich den Maccha-Geschmack zu verleihen. Maccha in Lebensmitteln (meist in Suessigkeiten) schmeckt nochmal ganz anders, als der Tee und im Gegensatz zu Anko, der roten Bohnenpaste, moegen die meisten Japaner Maccha.
Mit dem Maccha habe ich nicht gespart (uebrigens kosten 40 Gramm von diesem Pulver gut sieben Euro, wenns eine sehr billige Variante ist), denn schliesslich wollte ich das Brot nicht nur faerben, sondern auch nach Maccha schmecken lassen. Mit der Hilfe Ohanas, die anscheinend schon des oefteren Brot gebacken hat, hatte ich dann auch einen wunderbaren Teig, der sich gut weiterverarbeiten liess. Nathalie kam auch sehr gut vorran und wir hatten generell viel Spass und viel gute Musik!








Unter leichtem Zeitdruck konnte ich dann endlich meinen Zopf, nunja, eigentlich waren es nur noch Broetchen, die ich aus dem Zopfteig geformt habe, in den Ofen schieben. Die sind dann auch schoen gross geworden und nach einigen Minuten backens, nahm ich natuerlich eine Kostprobe. Hm. Schmeckt wie ein normales Broetchen. Ich glaube, ich hatte einfach zu viel Mehl reingemacht. Nathalie meinte, es schmeckt nach Maccha, ebenso die anderen (spaeter meinten das Okaasan und Otousan auch, anscheinend waren meine Geschmacksnerven an dem Tag stimuliert). Lecker waren sie allemal und nachdem ich den anderen drei je noch vier von den 16 Broetchen geschenkt hatte, mussten Nathalie und Dan auch schon weg. Vorher haben wir noch Nathalies Kekse ein bisschen genascht, wirklich sehr leckere Exemplare. Ohana und ich blieben noch eine Weile, denn sie musste mich fuer die Neujahrskarten schminken!

Bei den Neujahrskarten handelt es sich um die sogenannten Nengajo, eine alte japanische Tradition, die wie die meisten anderen japanischen Traditionen, einfach das Geld aus der Geldboerse verschwinden laesst. Die Karten schickt man als Kind/Jugendlicher an Familie, Verwandte, Freunde, etc., oder als Erwachsener ebenfalls an Familie, aber auch an Arbeitskollegen bzw. einfach Personen, mit denen man nicht unbedingt befreundet ist, aber des oefteren etwas zu tun hat. Wenn jedoch in diesem Jahr jemand gestorben ist (Okaasans Vater und Otousans Vater sind beide dieses Jahr gestorben), dann schickt man normalerweise bereits im November eine, ich nenn es mal "Trauerkarte", an all die, denen man auch eine Neujahrskarte schicken wuerde, um ihnen mitzuteilen, dass ein Familienmitglied gestorben ist und man deshalb keine Neujahrskarte geschickt bekommen will/kann, wie auch immer. Ja, sehr kompliziert. Das Porto belaeuft sich auf 50 Yen, gut 30 Cent. Klingt wenig, aber wenn man wie Otousan ein wenig bekannter ist, muss man dann einfach mal 200 Karten abschicken, was zwangslaeufig zu Ebbe in dem Portmonnaie fuehrt! Okaasan schickte stolze 78 "Trauerkarten" ab. Meine Neujahrskarten, denn soweit ich weiss ist aus meiner Familie keiner gestorben, werde ich wie gewoehnlich erst im Dezember zur Post bringen, 25 an der Zahl, damit sie genau am Neujahrstag ankommen. Doch nun zurueck zu dem Schminken.
Das naechste Jahr ist das Jahr des Tigers, also werden die meisten Neujahrskarten mit Tigern dekoriert sein, bzw, oft werden bereits mit dem jeweiligen Jahressymbol bedruckte Karten gekauft. Da ich "nur" 25 zu schreiben habe und es mir zu teuer ist, bedruckte zu kaufen, dachte ich mir: "Dann mach ichs einfach selbst!" Also liess ich mich von Ohana als Tiger schminken, schoss noch ganz viele Fotos und habe anschliessend das beste rausgesucht. Nachdem der grosse Japanisch-Test (Japanese Language Proficiency Test = JLPT) naechste Woch vorbei ist, werde ich mich um die Karten kuemmern und sie sogar entgegen dem Trend, denn der liegt neuerdings bei der faulen Variante alias Drucker, mit Pinsel und Tinte kalligrafisch per Hand beschreiben, ob das schoen aussieht, ist natuerlich wieder eine andere Sache. Das Tigerbild kommt dann mitten auf die Karte und dann hoffe ich einfach, meinen Freunden eine kleine Freunde gemacht zu haben. Sobald ich die Karten fertig habe, probiere ich natuerlich hier ein schoenes Modell hochzuladen, doch bis dahin dauert es noch ein wenig.
Naechste Woche steht wie bereits erwaehnt der JLPT an, der Test, fuer den ich seit Anfang meines Austauschs jeden Tag lerne. Ehrlich gesagt bin ich nicht sehr zuversichtlich, den Nikyu (Zweiter Level) zu schaffen, aber ein Versuch ist es immerhin wert!
Nun noch etwas lustiges zur Japanischen Sprache. In Japan hoert man des oefteren das Wort "Uso". Wenn du das einfach mal aussprichst, dann klingt das wie ein gewoehnlicher Ausdruck, der Erstaunen ausdrueckt. Das dachte ich zumindest, als ich das Wort anfangs immer gehoert habe. Meistens sagen die Japaner naemlich nicht einfach "Uso." sondern eher "Uso!!!!!!!!!". Vor einigen Monaten habe ich herausgefunden, dass man dieses Wort sogar uebersetzen kann: Luege. Wenn man einem Japaner, den man nicht gerade zum ersten Mal trifft, irgendwas erzaehlt, was auf dem ersten Blick unrealistisch scheint, dann sagt er erstmal "Luege!". Da gibt es natuerlich auch Varianten, wie "Das ist gelogen, oder?" oder einfach nur ein banales "Du Luegner.". Lustigerweise kommt das ganze aber auch in hoeflichen Konversationen vor, zb. zwischen Schueler und Lehrer: "Haben sie gelogen?" - so in der Art. Gestern Abend, Otousan war von der Arbeit sehr erschoepft und wir schauten ein wenig Fernsehen, meinte er: "Die Show geht heute bis um 11." Worauf ich erwiderte: "Kein Problem, ich hab morgen frei." Und Voila, Otousans Antwort, mit einem einmaligen Blick: "Luege." Vermutlich sehen es die Japaner nicht als das Wort "Luege" in dem Sinne, aber fuer einen Nicht-Japaner ist es doch sehr interessant, das ganze mal in die eigene Sprache zu uebersetzen, oder?
Das wars schon wieder, diesmal mit einem kleinen Einblick in die japanische Sprachkultur!
Dein Jonathan